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Wir waren dabei - Kerken steht zusammen


1400 Teilnehmende konnte der Moderator Cedric Röhrich der Kundgebung gegen rechts und die AfD bekanntgeben. Ein Achtungserfolg der aufrundenden Gruppen (siehe Plakat unten).

Zunächst sprach Bürgermeister Möcking. Von ihm liegt uns die ganze Rede vor; die wir hier gerne vollständig wiedergeben:

 

"In einem Interview mit der ARD in der vergangenen Woche wurde die 102-jährige Auschwitz-Überlebende Margot Friedländer gefragt, wo sie den Unterschied sehe zwischen der rechtsradikalen Entwicklung in Deutschland heute und in der Nazi-Zeit. Ihre Antwort war: „Aber Junge, genau SO hat es doch damals auch angefangen“.

Liebe Bürgerinnen und Bürger, wenn es Menschen gibt in unserem Land, die in Geheimtreffen und in Hinterzimmern darüber beraten, wie sie Ärzte, Ingenieure, und Wissenschaftler, Lokführer, Mechaniker und Handwerker, Sportler, Künstler und Musiker, ehrenamtlich Engagierte, unsere Freunde und Bekannten u.v.a. Bürgerinnen und Bürger mit einem Migrationshintergrund, man könnte auch sagen, Menschen, die keinen arischen Ursprung haben, wie sie diese Menschen loswerden, wie sie diese Menschen re-mi-grieren können, spätestens dann ist es Zeit, dass wir aufwachen und – so wie wir es heute tun und wie es hundert Tausende schon seit Wochen getan haben – ist es Zeit, dass wir aufstehen.

Und nennen wir das Kind doch beim Namen: Re-migration ist letztlich nur eine bewusste verharmlosende Umschreibung für das Wort De-por-ta-tion. Die im Dritten Reich Millionen von Menschenleben vernichtet und zerstört hat. Wir dürfen es nicht zulassen und wir werden es nicht zulassen, dass - egal welche Partei auch immer - die Macht erhält, ein derartig menschenverachtendes Vorhaben in die Tat umsetzen zu können. Stehen wir gemeinsam auf und zeigen heute und immer wieder, was uns wichtig ist für die Zukunft dieses Landes, für die Zukunft unserer Kinder, für die Zukunft der kommenden Generationen: Vertrauen statt Bespitzelung Rechtsstaatlichkeit statt Willkür Sicherheit statt Verfolgung Freiheit statt Unterdrückung Und: Ein gutes Leben für alle, nicht nur für wenige. Machen wir uns also auf den Weg! Unser Land braucht uns – jetzt mehr denn je!"

 

Für unsere Kirchengemeinde sprach in Vertretung der erkrankten Pfarrerin Stroband-Latour der stellvertretende Presbyteriumsvorsitzende Karl Flasch. Er begann mit dem berühmten Zitat vom Pfarrer Martin Niemöller:

 

"Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler.

Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude.

Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte."

 

Er hob den Wert unserer Demokratie mit der unantastbaren Würde des Menschen hervor. Die Menschenwürde, ein Geschenk des Himmels, die niemand streitig machen dürfe.

Wer Hass gegen andere schüre und die ungeteilte Menschenwürde aller missachten würde, habe nichts zu suchen in unseren Parlamenten.

 

Nach diesen Redebeiträgen liefen die Teilnehmenden für etwa einen Kilometer durch Nieukerk, um zurück auf dem Webermarkt noch drei beeindruckende Beiträge zu hören.

 

Von Irmgrid Bappert vom Willkommenscafe unserer Kirchengemeinde, die mit einer Geschichte ihrer Mutter aus Aldekerk begann. Bei einem der Feste, einem Turnerball saßen alle fröhlich beisammen gegen Ende der dreißiger Jahre, als ein Kellner einem Gast, Erich Mendel einen Zettel zusteckte mit der Aufschrift "Juden sind hier unerwünscht. Verlassen Sie bitte den Saal".

Manche Umsitzende bekamen es mit, waren betroffen, aber schwiegen. Der Kellner aber war neben Erich Mendel stehen geblieben und der verließ den Saal.

Alle anderen blieben sitzen.

 

Ein Zeugnis damaliger Angst. Und für heute eines für sie Wichtigkeit, aufzustehen. damit so etwas nicht wieder passieren kann.

 

Lars Borchert sprach als Schüler und machte auch betroffen mit einer selbst erlebten Frage eines Mitschülers: Muss ich Deutschland verlassen oder bin ich noch sicher hier? Die Würde des Menschen sei unantastbar und er warb eindringlich für eine Teilnahme an demokratischen Wahlen hier bei uns.

 

Abschließend sprach Iris Itgenshorst für die Katholische Kirchengemeinde St. Dionysius. Die Katholische Pfarrgemeinde setze sich ein für Menschlichkeit, Toleranz und Nächstenliebe. Sie unterstützte den Aufruf, vom eigenen Wahlrecht Gebrauch zu machen zum Schutz und Erhalt von Demokratie, der Grundrechte und einem friedlichen und respektvollen Miteinander.

 

Bleiben wir auch als Evangelische Kirchengemeinde in Kerken wachsam und engagiert für Demokratie und Freiheit !


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